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10. Oct 2014 132

Motorschaden: Ursachenforschung bei SZ-CLASSIC

Die Geschichte des Motorschadens an meinem Alfa 2000 GTV von Stefan Szabo von SZ-CLASSIC:

Vor ca. 43000 Kilometern und ca. 6 Jahren, wurde dieser Motor von einem Alfaspezialisten komplett überholt. Es wurde nur die beste „Ware“ eingebaut. Der Kopf wurde komplett revidiert, die Auspuffkanäle vergrößert, Sportkolben (Erhöhung der Verdichtung auf 10,4:1, Standard war 9:1) , Glyco Lager und ein Reinz Dichtsatz sollten dem Motor zu einem langen ausdauernden Leben im Oldtimerbetrieb verhelfen.

Ca. 43tsd Kilometer später die Hiobsbotschaft, der Motor braucht Öl! Plötzlich fehlt auch noch Wasser! Somit kam nur eine Komplettzerlegung in Frage. Der Wasserverlust entstand durch eine defekte Zylinderfußdichtung. Wieso auch immer dies passierte, der Fehler war bald gefunden.

Leider bot sich aber bei der genauen Zerlegung ein sehr interessantes Bild. Im Bild 1 zu sehen, deutliche Glanzstellen (auch Spiegelbildung genannt)  90° versetzt zum Kolbenbolzen, und partiell schon fast keinen Kreuzschliff mehr. Da ja letzterer unter anderem wichtig ist, damit das Öl an der Zylinderwand haften kann, ist ein Fehlen dieses Schliffes, auf längere Frist gesehen die Ursache für einen Kolbenreiber. Weiters ist an dieser Stelle der Zylinder übermäßig abgenutzt und dadurch nicht mehr rund, womit die Kolbenringe Verbrennungsgase durchlassen können und der Ölfilm nicht mehr gut abgestreift wird, und zwangsläufig der Ölverbrauch steigt.  (Fußnote²)

Noch ein Schadensbild, (Bild 2) deutlich zu sehen, sowohl am unteren als auch am oberen Totpunkt, Glanzstellen die von den Kolbenringen verursacht wurden. Dies entsteht da im oberen und im unteren Umkehrpunkt des ersten Kolbenringes der hydrodynamische Schmierfilm zusammenbricht. Das liegt daran, daß die Kolbengeschwindigkeit im OT gleich null ist und, daß wegen der Kompression und einsetzender Verbrennung der Gasdruck sehr groß ist. Der oberste Ring arbeitet daher im Mischreibungszustand. (Fußnote ²)

Auf Bild 2 auch noch sehr deutlich zu sehen, Längsriefen. Diese wurden wegen lokalem Ölmangel, durch Fressen der Kolbenringe verursacht. (leichte Fressspuren sind mit der Lupe auch auf den Ringen zu sehen).

Den in den letzten 3 Absätzen beschrieben Verschleiß nennt man abrasiven Verschleiß. Darunter versteht man einen Glättungsverschleiß am Zylinder infolge der schleifenden Wirkung von Ölkohleablagerungen am Feuersteg des Kolbens. Ölkohleablagerungen in den Kolbenringnuten führen zum „Kolbenringreiten“ das ebenfalls zur Spiegelbildung beiträgt. Nicht nur ein „Flammring“ (technische Maßnahme zur Verhinderung von Ölkohleablagerung am Feuersteg, eher selten im KFZ verwendet), sondern die Verwendung eines Super high performance Oil (SHP), S3 Öls, oder Long distance Oils kann diese schweren Schäden verhindern. (Fußnote²)

Diese ganzen deutlich sichtbaren Schäden werden erst mit Bild 3+4 vervollständigt. Auf Bild 3 + 4 deutlich zu sehen, Ölschlamm. Sollte es nicht die Aufgabe eines Öles sein, Ablagerungen zu verhindern, Schmutz in Schwebe zu halten und zu schmieren? Definitiv tat es dieses Öl nicht! Ein hochpreisiges Oldtimeröl einer namhaften Firma mit der Viskosität 20W50 wurde in jährlichen Ölwechseln verwendet.

Wenn man hochrechnet wurden pro Jahr 7000 km gefahren. Somit wurde unter den Herstellerangaben (7500km) gewechselt. Ein derartiger Verschleiß ist also nicht auf mangelnde Wartung zurück zu führen, sondern eher auf eine miserable Ölqualität.

Ein Schaden an einem Oldtimer der gleich in die tausende von Euros geht, und das nur weil man eigentlich seinem Auto etwas Gutes tun wollte, mit einem für Oldtimer speziell entwickeltem Öl.

"Oldtimeröl" besitzt ein hervorragendes Viskositäts-Temperatur-Verhalten. Sowohl bei kaltem als auch bei heißem Motor wird eine optimale Schmierwirkung erreicht. Speziell abgestimmte Wirkstoffe verhindern Ablagerungen an den Motorinnenteilen, halten vorhandene Verbrennungsrückstände in Schwebe und schützen wirksam vor Korrosion.

"Oldtimeröl" bietet neben gutem Reinigungsvermögen auch erhöhten Verschleißschutz der den Abrieb an den Metalloberflächen auf ein Minimum reduziert.“ Zitat aus dem Datenblatt des verwendeten Motoröls. (Name durch "Oldtimeröl“ ersetzt).

Lese ich dies kommen mir die Tränen in Verbindung mit dem Motorschaden am Alfa 2000 GTV vom Fritz Jirowsky.

Meine Motivation diesen Bericht zu schreiben war einfach um Oldtimerbesitzer zu informieren, und nicht dem Hersteller des Öles zu schaden.

 

Stefan Szabo


Fußnote²:
Quelle, Greuter/Zima/ Hoffmann, Motorschäden 4. Auflage

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Kommentare

eugen
12. Oct 2014

Servus Fritz,

im November 2013 hat die Auto Bild Klassik unter dem Titel "Schmierenkomödie" einen Oldtimer-Öl-Test durchgeführt. Dabei haben die meisten Öle schlecht abgeschnitten. Zu finden ist dieser Artikel bei Rektol und Liqui Moly, die jeweils gut abschnitten - siehe:
http://www.rektol.de/fileadmin/PDF/AutoBild_Klassik_Oeltest_2013.pdf und http://www.liqui-moly.at/liquimoly/web.nsf/id/li_domb9d7lss.html

Durchgeführt wurde der Test von der deutschen Firma OELCHECK - auf deren WebSite sich noch weitere Test-Presseberichte finden:
https://www.oelcheck.de/news-downloads/presse.html

Seitens der Hersteller und Händler ist der Test aber teilweise umstritten, wie die Stellungnahme der Firma WAGNER zeigt:
http://www.oldieoel.de/info/Stellungnahme-zum-Oeltest-in-Auto-Bild-Klassik-11-2013.html

In dem Artikel der Auto Bild, wird darauf hingewiesen, dass für Fahrzeuge ohne wirksame Ölfilterung (Vorkrieg) die Öle so formuliert sein sollen, dass sich "der Dreck beim Abkühlen des Motors in der Ölwanne absetzt", während er bei moderneren Fahrzeugen im Öl in Schwebe gehalten werden soll, und vom Ölfilter ausgefiltert wird.

Ich bin ja technischer Laie, daher frage ich mal nach der Rolle des Ölfilters und der Ölpumpe in diesem Fall - kann das mit Ursache sein?

Und dann stellt sich für mich als Laien auch noch die Frage der Betriebsart - dein Fahrzeug wurde ja hauptsächlich, vielleicht sogar ausschliesslich, für Oldtimerrallyes eingesetzt: Kann das mit Ursache sein?

Danke jedenfalls für die ausführlichen Informationen und Erläuterungen, da ist viel hilfreiches dabei. Und natürlich mein 'Mitgefühl"

;-) eugen


P.S. Der Stefan Szabo konnte mir ja auch bei meinem Motor schon weiterhelfen - vielleicht gelingt es uns, ihn dazu zu bewegen, dass er uns hier in einem Technik-Blog regelmäßig mit hilfreichen Tipps und zweckdienlichen Infos versorgt.

Jiro
12. Oct 2014

Hallo Eugen!
Danke für dein Mitgefühl und die weiteren Informationen!
Das Fahrzeug wird zu 90% bei Oldtimerrallyes eingesetzt, sprich es wird nicht härter gefordert als ein Fahrzeug im täglichen Gebrauch. Im Gegenteil, bei den Schnittprüfungen fährt man längere Zeit im dritten Gang bei ca. 2500 U/min., also keine besondere Belastung. Bei den Timingprüfungen kann ev. die Kupplung etwas leiden...

LG Fritz

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